Historisches

Die Existenz von Juden in Dietzenbach wird erstmals um die Mitte des 16.Jahrhunderts erwähnt; dabei handelte es sich vermutlich lediglich um durchziehende „Handelsjuden“, die am Orte ihre Geschäfte tätigten. Der Jude Isaac Wolf lebte Mitte des 18.Jahrhunderts in Dietzenbach und war der „Stammvater“ fast aller in der Folgezeit in der Ortschaft lebenden Juden; allerdings waren es stets nur sehr wenige.

In Dietzenbach gab es keine Synagoge; deshalb nahmen die jüdischen Bewohner an Gottesdiensten der jüdischen Gemeinde in Dreieichenhain oder in Heusenstamm teil.

Religionsunterricht für die hiesigen jüdischen Kinder erteilten wohl auswärtige jüdische Lehrer; doch dürfte hier auch ein eigener Lehrer kurzzeitig tätig gewesen sein; denn darauf deutet die folgende Anzeige aus dem Jahre 1886 hin:

Anzeige aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 29. März 1886

Ihre Verstorbenen begruben die Dietzenbacher Juden auf dem 1669 angelegten jüdischen Friedhof in Heusenstamm, der bis 1938 belegt wurde; auf dem Gelände wurden auch verstorbene Juden aus Hainhausen, Jüdesheim, Obertshausen und Weiskirchen begraben.

Juden in Dietzenbach:

    --- 1831 ...........................  8 Juden,

    --- 1873 ........................... 24   “  ,

    --- 1906 ........................... 28   “  ,

    --- 1927 ........................... 23   “  ,

    --- 1933 ........................... 20   “  (in 7 Familien),

    --- 1938 (Jan.) .................... 15   “  ,

             (Dez.) .................... keine.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang – Untergang – Neubeginn, Bd. 1, S. 138

und                 G.Rathert/D.Kindel (Bearb.), 775 Jahre Dietzenbach – Heimat- und Geschichtsbuch, S. 216 – 218

Ihren Lebenserwerb verdienten die Juden Dietzenbachs im Handelsgeschäft; im lokalen und regionalen Viehhandel waren sie zunächst kaum vertreten, da dieser Wirtschaftsbereich von auswärtigen Juden bestimmt wurde; erst ab 1860 spielte auch hier die jüdische Großfamilie Wolf eine wichtige Rolle, die durch Handel mit landwirtschaftlichen Produkten noch gestärkt wurde.

Geschäftsanzeige aus den 1920er Jahren

Mehrheitlich lebten die jüdischen Einwohner Dietzenbachs im ausgehenden 19.Jahrhundert in gutsituierten Verhältnissen. Das Zusammenleben mit der christlichen Bevölkerungsmehrheit lief in Dietzenbach damals aber nicht immer ohne Konflikte ab. Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Dietzenbach 20 Einwohner jüdischen Glaubens.

Nach der Übernahme des Bürgermeisteramtes im ehemals ‚roten’ Dietzenbach durch einen überzeugten Nationalsozialisten litten die jüdischen Bewohner zunehmend unter dessen Schikanen. Ihnen wurde allmählich die Existenzgrundlagen entzogen, so dass 1937/1938 die letzten jüdischen Bewohner Dietzenbach verließen und nach Frankfurt bzw. Offenbach zogen. (Anm.: Die letzte Abmeldung eines jüdischen Bewohners war Mitte Sept. 1938 erfolgt.)

Wer nicht mehr rechtzeitig emigrieren konnte, wurde 1941/1942 deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des “Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden …” wurden neun aus Dietzenbach stammende jüdische Personen Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/dietzenbach_synagoge.htm).

Von denjenigen, die den Holocaust überlebten, kehrte niemand wieder nach Dietzenbach zurück.

Bereits 2006 wurde mit in das Gehwegpflaster eingelassenen sog. „Stolpersteinen“ an NS-Opfer erinnert; von den damals verlegten Steinen erinnern drei an Angehörige der jüdischen Familie Ostermann. Im Jahre 2014 wurden in Dietzenbach dann weitere elf Steine verlegt, die Mitgliedern zweier jüdischer Familien gewidmet sind.

In der südlich von Dietzenbach gelegenen Ortschaft Urberach gab es eine sehr kleine jüdische Gemeinde, die in den 1880er Jahren kaum 50 Mitglieder umfasste. Die letzten jüdischen Bewohner hatten den Ort 1938 verlassen.  vgl. Urberach (Hessen)

Quelle:
https://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/c-d/136-dietzenbach-hessen

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