Karl Krapp

3.Oktober 1868

Der Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach erinnert an

Karl Krapp

Karl Krapp wurde am 3. Oktober 1886 in Dietzenbach geboren. Er war das vierte von  8 Kindern des Bäckermeisters Ludwig Krapp und seiner Ehefrau Elisabetha geb. Altmannsberger. Er stammte aus der Dietzenbacher Bäckerfamilie Krapp. Es war die älteste Bäckerei von Dietzenbach; sie war bereits im Jahre 1756 gegründet worden.

Karl Krapp wollte ursprünglich Lehrer werden, widmete sich jedoch nach einjährigem Besuch des Lehrerseminars Friedberg dem kaufmännischen Beruf. Im Jahre 1911 trat er in den Kommunaldienst über und war zunächst beim Gasversorgungsverband Obertshausen beschäftigt. Im Jahre 1913 wurde er Gemeinderechner in Dietzenbach. Krapp war im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer. Im Jahre 1919 wurde er in Dietzenbach zum Bürgermeister gewählt.

In diesem Amt war er – jeweils durch Wahl – zwei Mal bestätigt worden. Er wohnte in Dietzenbach, Darmstädter Str.45, war verheiratet mit Elisabetha Johannetta geb. Spielmann. Karl Krapp genoss großes Ansehen in der Bevölkerung.

Er behielt das Amt bis Anfang 1933. Am 20. März 1933 wurde in Dietzenbach ein NSDAP-Stützpunkt gegründet, der wenige Wochen später in eine NSDAP-Ortsgruppe umgewandelt wurde. Auf deren erster Veranstaltung auf dem Wingertsberg am 21.März 1933 ermahnte Karl Krapp die „politisch noch fern stehenden Volksgenossen, sich im Interesse der Nation anzuschließen.“  Am 1.Mai 1933 trat er in die NSDAP Am 8.Mai 1933 war er von der gleichgeschalteten Hessischen Staatsregierung seines Amtes als Bürgermeister enthoben worden. Nach seiner Amtsenthebung arbeitete er als Schreibgehilfe bei der Landeshauptkasse in Darmstadt.

Nach vergeblichen Versuchen, über die lokalen und regionalen NS-Machthaber sein Amt zurückzuerlangen, war Karl Krapp im April 1935 wieder aus der NSDAP ausgetreten.

Karl Krapp erachtete sich nach wie vor zu Unrecht seines Amtes enthoben und strebte seine Rehabilitierung und Wiederbeschäftigung im Kommunaldienst an. Hierin unterstützte ihn sein Onkel Conrad Becker (Jg.1844) aus Nürnberg. Doch trotz dessen Einlassungen bei der Führer-Kanzlei in Berlin und angebotenen Referenzlisten blieb es bei den Vorbehalten insbesondere der lokalen und regionalen NSDAP-Führer gegenüber Karl Krapps Parteizuverlässigkeit.

Im Dezember 1941 fiel Karl Krapps einziges Kind, sein Sohn Karl Georg Krapp, im Alter von knapp 22 Jahren, im Krieg. Das war für die Eheleute Krapp eine Tragödie.

Nach der Flucht des NS-Bürgermeisters Heinrich Fickel aus Dietzenbach am 26.März 1945  hatte der amerikanische Militärkommandant Captain William noch am selben Tage den Kommunisten Heinrich Weilmünster IX. zum kommissarischen Bürgermeister bestimmt. Dieser wurde am 16. Juli 1945 vom Landrat seines Amtes enthoben und durch Altbürgermeister Karl Krapp ersetzt.

Als Mitte September 1945 der Ex-NS-Bürgermeister Heinrich Fickel wieder in Dietzenbach auftauchte, wandte sich Karl Krapp mit Vehemenz an die US-Streitkräfte und an die Bevölkerung zu helfen, diesen „Nazihäuptling“ zur Rechenschaft zu ziehen.

Karl Krapp musste allerdings bereits im November 1945 wieder aus dem Amt scheiden, nachdem seine NSDAP-Mitgliedschaft bekannt geworden war.

So wie sich Karl Krapp Zeit seines Lebens – über die politisch allerwidrigsten Zeitumstände hinweg – wohltätig für die insbesondere sozialen Belange derjenigen Menschen eingesetzt hatte, für die er Verantwortung übernommen hatte, setzte er sich in der Nachkriegszeit für die Belange der vom NS-Gewaltregime in Dietzenbach mit am stärksten betroffenen Menschen ein, für die Wiedergutmachung an den vertriebenen jüdischen Mitbürgern.

Karl Krapp hatte im April 1965 eine leichte Lähmung seiner rechten Hand erlitten. Er verstarb am 22. Januar 1969 im Alter von 84 Jahren.

<Die Lebensgeschichte von Karl Krapp kann ausführlich nachgelesen werden bei Horst Schäfer, „… und tilg nicht unser Angedenken  –Recherchen zum Bewahren der Würde der NS-Verfolgten Dietzenbachs“, S.580 ff>

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