Eduard Walther Großmann

24.Juni 1901

Der Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach erinnert an

Eduard Walther Großmann

Eduard Walther Großmann wurde am 24. Juni 1901 in Mainz geboren.

Er legte im Dezember 1923 in Mainz bei einer Behörde im öffentlichen Dienst die Staatsprüfung für den mittleren Verwaltungsdienst ab. Im Sommer 1928 wechselte er zur Stadt Gießen und gab als Beruf  „Versicherungsinspektor“ an. 

Eduard Großmann hatte am 18. Dezember 1926 in Mainz Lina geb. Berg geheiratet und war mit ihr nach Erbach im Odenwald umgezogen. Am 7. April 1927 wurde in Erbach der Sohn Hans Horst Großmann geboren. Die Ehe wurde am 12. August 1929 geschieden.

Eduard Großmann wechselte schon in diesen Jahren oft seinen Wohnsitz. Von Erbach/Odw. war er nach Friedberg/Hessen umgezogen und von dort nach Gießen.

Eduard Großmann war am 1. April 1932 in die NSDAP-Ortsgruppe Mainz eingetreten.  Er war damals erst knapp 32 Jahre alt, aber schon ein NS-privilegierter „Alter Kämpfer“.

Am 8. Mai 1933 war der – seit 1919 amtierende – Dietzenbacher Bürgermeister Karl Krapp mittels Dekretes des NS-geführten Hessischen Staatsministeriums kommissarisch durch Eduard Großmann ersetzt worden. Eduard Großmann war am 26. Juni 1933 in seinem Bürgermeisteramt offiziell bestätigt worden. Die gleichgeschaltete Lokalpresse berichtete, daß eine „begeisterte Einwohnerschaft“ an der Amtseinführung teilgenommen hatte.

Eduard Großmann wurde im Juni 1933 als Vertreter der Gemeinde Dietzenbach in den Verwaltungsrat der Bezirkssparkasse Langen und im Juli 1933 auch in die Gemeindevertretung der evangelischen Kirche Dietzenbach gewählt.

Eduard Großmann führte im Bürgermeisteramt ein strenges NSDAP-Regiment. In seiner Amtszeit wurden z.B.

  • der kommunistische Arbeiter Josef Klein aus Dietzenbach im Juli 1933 in Haft genommen, weil er in einer Gaststätte öffentlich für die KPD Propaganda gemacht haben soll;
  • der Dietzenbacher Martin Gaubatz im Juli 1933 deshalb in Haft genommen, weil er seine Arbeitskollegen gegen den NSDAP-Bürgermeister aufgewiegelt haben soll;
  • der Dietzenbacher Kommunist Jakob Strott im Juli 1933 deshalb verhaftet, weil er der ihm auferlegten täglichen Meldepflicht nicht nachgekommen sein soll;
  • der kommunistische Arbeiter Heinrich Weilmünster IX. im August 1933 wegen Verteilens von Flugblättern für die KPD in sog. Schutzhaft genommen. Er war dafür im September 1934 vom 1.Strafsenat des Oberlandesgerichts in Darmstadt zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
  • die Dietzenbacher Heinrich Wältz III., Jakob Lehr und Peter Weinand im September 1933 wegen des Vorwurfs kommunistischer Umtriebe in sog. Schutzhaft genommen;
  • der Drogist Heinrich Klößmann im Oktober 1933 ins KZ Osthofen verbracht worden.

Eduard Großmann legte sein Bürgermeisteramt im Januar 1935 nieder. Er war dazu von der NSDAP angewiesen worden um das Amt für seinen Nachfolger Heinrich Fickel frei zu machen. Eduard Großmann wurde ins Landesernährungsamt nach Frankfurt a.M. versetzt.

Er hatte im April 1936 ein zweites Mal geheiratet. Diese Ehe war im Frühjahr 1942 geschieden worden.

Eduard Großmann ließ sich aus Karrieregründen im Januar 1942 zurLandesbauernschaft Danzig-Westpreußen nach Danzig versetzen. Dort heiratete er im Dezember 1943 ein drittes Mal.

Nach Kriegsende zogen Eduard Großmann und seine Ehefrau nach Niedersachsen und nahmen einen Wohnsitz in der Gemeinde Brinkum/Landkreis Diepholz, heute Großgemeinde Stuhr. Diese Ehe war 1958 geschieden worden.

Ab Juni 1947 musste er sich in Bremen einem Entnazifizierungsverfahren stellen. Begünstigt durch nachlassenden Verfahrenseifer der US-Ankläger wurde er im April 1948 in die mildeste Gruppe der sog. Mitläufer eingestuft.

Mittels sog. Persilscheine ehemaliger Parteigenossen bewarb er sich sodann vergeblich um Wiedereinstellung bei der Landwirtschaftskammer Frankfurt a.M.

Er wohnte bis 1963 in Bremen. Dort heiratete er im Januar 1959 ein viertes Mal.

Das Ehepaar Großmann zog im Oktober 1963 nach Süd-Hessen und wohnte dort in verschiedenen Städten, zuletzt in Friedberg.

Im Mai 1974 kehrten sie wieder nach Bremen zurück. Dort verstarb Eduard Walther Großmann am 26. Oktober 1986 im Alter von 85 Jahren. <Die Lebensgeschichte von Eduard Walther Großmann kann ausführlich nachgelesen werden bei Horst Schäfer, „… und tilg nicht unser Angedenken  –Recherchen zum Bewahren der Würde der NS-Verfolgten Dietzenbachs“, S.376 ff>

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