29.September 1869
Der Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach erinnert an
Gustav Heumann sen.
Gustav Heumann sen. wurde am 29.September 1869 in Pfungstadt geboren. Er studierte Medizin, promovierte und wurde im Dezember 1894 von der Ärztekammer Hessen-Nassau zum Arzt bestellt. Im Mai 1895 hatte er sich als allgemeinpraktischer Arzt niedergelassen. Er nahm Wohnsitz in Dietzenbach, Bahnhofstraße 52. Später baute er eine Villa mit Praxisräumen in der Darmstädter Str.97 (an der Auffahrt zum Wingertsberg, die Dorfbewohner sagten am „Dokderbeerg“.
Er heiratete im Juli 1896 in Darmstadt Elisabeth geb. Schimpff aus Gettenau in der Wetterau. Sie hatten zusammen 5 Kinder.
Dr.med. Gustav Heumann sen. war ein beliebter Arzt, der auch als Geburtshelfer wirkte. Er wurde in seiner Arbeit durch die Krankenschwestern des – im Sommer 1911 von Pfarrer Rudolf Laut gegründeten – freien Vereins für Krankenpflege unterstützt. Dieser betrieb ab Juni 1911 eine Krankenstation, die mit monatlichen freiwilligen, insbesondere kirchlichen Beiträgen finanziert wurde. 1921 übernahm dann die politische Gemeinde Dietzenbach diese Krankenstation.
Dr. med. Gustav Heumann hatte am Ersten Weltkrieg nicht teilgenommen. Er war bei Kriegsausbruch bereits 45 Jahre alt.
Gustav Heumann sen. war im Zeitpunkt der Machtergreifung im März 1933 63 Jahre alt. Während der NS-Gewaltherrschaft war er nicht in die NSDAP eingetreten. Er war von den NSDÄB-Funktionären umworben worden, hatte sich aber einem Antrag auf Mitgliedschaft verweigert. Dazu bedurfte es im sog. Dritten Reich starker Willens- und Widerstandskraft.
Seine Ehefrau verstarb am 19. Dezember 1935.
Dr.med. Gustav Heumann sen. wurde von Dietzenbacher Zeitgenossen oft in der Gaststätte Josef Müller – im Volksmund Café Müller – in der Dietzenbacher Rathenaustrasse 13 – in der NS-Zeit Adolf-Hitler-Strasse – gesehen. Dies war auch ein beliebter Treffpunkt für Nationalsozialisten.
Ab 1945 praktizierte Dr.med. Gustav Heumann sen. zusammen mit Dr.med. Philipp Bauer in einer Gemeinschaftspraxis. 1947 machte er sich Dr.med. Bauer selbständig und eröffnete eine eigene Praxis in der „Neuen Schule“. In die Praxis Dr.med Gustav Heumann sen. trat dann Dr.med. Elisabeth Arnold ein. Dr. med. Gustav Heumann sen. verstarb am 3.März 1951 im Alter von 81 Jahren.
Eine Straße in der Stadtmitte Dietzenbachs trägt seit 1997 den Namen Dr.Heumann-Weg. <Die Lebensgeschichte von Dr.med. Gustav Heumann sen. und seiner Familie kann ausführlich nachgelesen werden bei Horst Schäfer, „… und tilg nicht unser Angedenken –Recherchen zum Bewahren der Würde der NS-Verfolgten Dietzenbachs“, S.594 ff>