Julius Wolf

17.August 1909

Der Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach erinnert an

Julius Wolf

Julius Wolf wurde am 17.August 1909 in Dietzenbach geboren. Er war das erste von 7 Kindern

 des Viehhändlers Hermann Wolf und seiner Ehefrau Emma Wolf geb. Moses geboren. Er wohnte in Dietzenbach bei seinen Eltern in der Bahnhofstr.71. Hermann Wolf war ab 1924 der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Dietzenbach.

Julius Wolf besuchte ab 1915 die Volksschule Dietzenbach. Ab 1920 und bis Ostern 1924 besuchte er die Oberrealschule in Offenbach a.M. Ab dem 15. Mai 1924 machte er eine kaufmännische Lehre bei der Fa. Karl Kahn & Co in Frankfurt a.M., Klingerstr.17. Diese Firma stellte Berufskleidung her. Aufgrund seines Fleißes und seiner besonderen Kenntnisse wurde ihm 1 Jahr seiner Lehrzeit erlassen. Er war dort als Handelsreisender bis zum 5. Oktober 1931 tätig und hatte Post- und Inkasso-Vollmachten.

Julius Wolf gründete im November/Dezember 1931 mit Philipp Luft, der bis dahin Mitinhaber der Fa. Karl Kahn & Co gewesen war, eine neue Berufskleidungsfabrik. Die Firma nannte sich Philipp Luft – Kleiderfabrik – Frankfurt a.M. und hatte ihren Firmensitz im Bahnhofsviertel in der Kaiserstr.71/Eingang Moselstr.27. Da die beiden Firmengründer die fortschreitende Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung kommen sahen, kamen sie überein, dass Julius Wolf nur als stiller Teilhaber der Firma gelten sollte, weil der Teilhaber Philipp Luft arisch war. So war Julius Wolf in dieser neuen Firma von November 1931 bis zum Juni 1938 tätig.

Julius Wolf hielt sich zum jüdischen Pessach-Fest am 27.März 1937 bei seinen Eltern in Dietzenbach auf. Angeführt vom NS-Bürgermeister Fickel wurde sein Elternahaus an diesem Abend von einer Nazi-Horde umstellt und überfallen. Das Ereignis ging in die Geschichte als Dietzenbacher Judenpogrom ein. Julius Wolf und sein Vater Hermann wurden in sog. Schutzhaft genommen um sie vor dem Lynchen des Nazi-Mobs zu „schützen“. Nach einigen Stunden wurden sie wieder freigelassen.

An diesem Tage fasste Julius Wolf den Entschluss, so schnell als möglich aus Deutschland zu fliehen. Ohne seinen Firmenteilhaber oder sonstige Personen zu informieren reiste er im Juni 1938 in die Niederlande. Sein Compagnon Philipp Luft schrieb ihm nach dort, daß er großes Verständnis für seine Flucht habe. Von Rotterdam fuhr er im August 1938 nach New York. Dort kam er am 10.September 1938 an.

Trotz seiner Fachkenntnisse war es ihm nicht möglich, sich in den ersten Jahren zu ernähren. Er musste große Schulden machen. Erst in den späteren Jahren war es ihm gelungen, seine Lage zu verbessern und meine Familie zu ernähren.

Julius Wolf verlangte ab 1954 für den Verlust seiner beruflichen Stellung vom Land Hessen Entschädigung nach dem Bundesentschädigungsgesetz. Nach zähem 6-jährigem Verfahrensringen erhielt er dafür Ende des Jahres 1960 5500,- DM. Seine verlorenen Geschäftsanteile erhielt er nicht ersetzt.

Julius Wolf war verheiratet mit Karoline – Rufname Kerry – Wolf, verwitwete Sichel, geborene Heimann, geb. am 14. April 1910 in Homburg a.M.

Er starb am 3. April 1987 in New York im Alter von 77 Jahren.

<Die Lebensgeschichte von Julius Wolf kann ausführlich nachgelesen werden bei Horst Schäfer, „… und tilg nicht unser Angedenken  –Recherchen zum Bewahren der Würde der NS-Verfolgten Dietzenbachs“, S.109 ff>

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