Elisabethe Ebert

28.August 1882

Der Arbeitskreis Aktives Gedenken in Dietzenbach erinnert an

Elisabethe Ebert

Elisabethe Ebert wurde am 28. August 1882 als fünftes Kind – und als vierte Tochter – des Fabrikarbeiters Jakob Ebert und dessen zweiter Ehefrau Maria Ebert geb. Fenchel in Dietzenbach geboren.

Elisabethe Ebert lebte unverheiratet in ihrem Elternhaus in der Babenhäuser Str.31 in Dietzenbach. Sie hatte als Vorarbeiterin jahrelang in der Seifenfabrik Kappus in Offenbach a.M. gearbeitet, wohin sie täglich mit der Bahn fuhr.

1941 wurde sie in die damalige Landesheilanstalt Weilmünster eingeliefert. Es ist nicht bekannt, aus welchen Gründen sie dorthin verbracht wurde. Bekannt ist, daß ihr Elternhaus in Opposition zum Dietzenbacher NS-Regime stand.

Ab 1933 betrieb die hessische NSDAP-Regierung in der Anstalt Weilmünster eine rigorose Personalpolitik. Die NSDAP-Mitgliedschaft wurde zur Voraussetzung für die Anstellung als Pfleger, während die fachliche Ausbildung nur noch eine sekundäre Rolle spielte. Vermehrt ging es nun auch darum, langjährigen NSDAP-Mitgliedern eine Stelle zu verschaffen. Keiner der ab 1933 in der Anstalt Weilmünster neuangestellten Pfleger – bis auf 2 Ausnahmen – hatte zuvor in diesem Beruf gearbeitet. Viele von ihnen waren ursprünglich Arbeiter, Bergleute oder Handwerker. Häufig waren sie schon in den Jahren 1930 – 1932 in die SA eingetreten, mindestens neun Krankenpfleger waren seit spätestens 1933 in der SS.

Am 1. September 1939 gab Adolf Hitler eine geheime Anordnung, im Oktober 1939 schließlich gab er den “Euthanasiebefehl”, der es Medizinern erlaubte, sogenanntes “lebensunwertes Leben” auszurotten. Damit setzten auch die NS-Planungen zur Tötung von Patienten in Weilmünster ein. Die ärztliche Versorgung wurde personell gezielt so knapp gehalten, dass eine psychiatrische Behandlung kaum noch stattfinden konnte. Auf einen Arzt kamen über 500 Kranke.

In Weilmünster selbst setzte ein Massensterben ein. Drei Faktoren waren in der Anstalt Weilmünster dafür während der Kriegsjahre ausschlaggebend: Erstens eine planmäßige Überbelegung,, zweitens eine gezielte Unterernährung, die nicht mit der schlechten Versorgungslage im 2.Weltkrieg zu erklären ist, und drittens die Vergabe von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, die zusammen mit den anderen Faktoren eine Sterberate erzeugte, die weit über derjenigen „normaler“ Anstalten lag. Man hat festgestellt, dass die 1941 – 1944 aufgenommenen Patienten und Patientinnen in Weilmünster nur noch sehr kurze Zeit lebten.

Elisabethe Ebert starb am 20. Oktober 1941 in der Heilanstalt Weilmünster im Alter von 59 Jahren. Es kann auf Grund der zeitlichen, lokalen und organisatorischen Zusammenhänge angenommen werden, dass sie dort ermordet wurde. Sie ist eine dieser über 3000 alleine in Weilmünster Ermordeten, deren Asche dort verstreut wurde.

Strafermittlungsverfahren gegen den Anstaltsleiter Dr.med. Ernst Schneider führten in der Nachkriegszeit zu keinen justiziellen Anklagen. Patientenaussagen wurden als „übertrieben“ und „märchenhaft“ bewertet, dem Anstaltsleiter wurde zugute gehalten, daß „ein Gnadentod als sittlich zulässig„ erachtet werden könne. <Weitere Umstände der Lebensgeschichte der Elisabethe Ebert können nachgelesen werden bei Horst Schäfer, „… und tilg nicht unser Angedenken  –Recherchen zum Bewahren der Würde der NS-Verfolgten Dietzenbachs“, S.275 ff>

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